Nach monatelanger Arbeit konnten wir den Dokumentarfilm über den unbekannten jugoslawischen Friedhof in Luckenwalde (Brandenburg) fertigstellen.
Unser deutsch-serbisches Projekt startete im Mai 2021 und endete im Februar 2022. Über mehrere Monate hinweg haben wir das Kriegsgefangenenlager Stalag III A bei Luckenwalde (Brandenburg) und das Schicksal der dort während des Zweiten Weltkrieges internierten jugoslawischen Kriegsgefangenen behandelt. Von diesem Lager existiert heute nur noch der versteckt gelegene Friedhof hinter einem Gewerbegebiet am Ende einer Sackgasse.
Mithilfe einer Kampagne in den Sozialen Medien sind wir auf die Suche nach Angehörigen gegangen – und fündig geworden!
Ergebnisse
Nach der Veröffentlichung unserer Suche erhielten wir eine Nachricht von Aleksandra, die die Geschichte ihres Urgroßvaters erzählte, der ein Gefangener im Stalag III A war. Obwohl viele Dokumente während des Krieges verbrannt und verloren wurden, half uns Alexandra, mehr über Spiros Leben zu erfahren. Spiro Komatina wurde in der Nähe von Skopje in Reserve gefangen genommen. Es wird angenommen, dass er im April festgenommen wurde, als in Jugoslawien der Krieg begann. Nach seiner Gefangennahme wurde er zusammen mit vielen anderen Gefangenen mit dem Zug in deutsche Lager geschickt. Er starb am ersten Tag nach seiner Ankunft in Luckenwalde am 16. Mai 1941. Die Todesursache ist nicht sicher, aber es wird vermutet, dass er in Wien Wasser aus der Donau trank und daraufhin krank wurde. Eine andere Geschichte besagt, dass er an Typhus starb. Amtliche Dokumente, die in den Arolsen Archives verfügbar sind, besagen, dass er an Ruhr gestorben ist.
Aufgrund der Verfolgung der Serben im Zweiten Weltkrieg musste Spiros Familie aus Živalići bei Novi Pazar auf den Berg Golija fliehen und alles zurücklassen. Alle Dokumente sind verloren gegangen und Spiros Geburtsdatum ist daher unbekannt. Sein erster Sohn war weniger als zwei Jahre alt, als er im Lager war, und seine Frau war damals im siebten Monat schwanger. Er hatte auch eine Tochter, die jedoch im Krieg starb. Sein Vater Radosav, der den Ersten Weltkrieg an der Thessaloniki-Front überlebte, war ein Militärinvalide. Spiros Mutter starb im Krieg, als sie ihre Tochter beschützte. Geschichten über ihn sind vor allem wegen Veljko Komatina bekannt, einem Cousin, der ebenfalls im Lager war. Mit Hilfe der Bauern errichtete er für ihn einen Grabstein, der heute in Luckenwalde steht.
Als der Krieg zu Ende war, wartete die Familie sehnsüchtig auf seine Ankunft, aber alle kehrten ins Dorf zurück, außer ihm und Aleksić aus dem benachbarten Tvrdoševo. Veljko Komatina lebt nicht mehr in Serbien, und wir haben keinen Kontakt zu ihm, aber wir haben ein Bild von ihm neben Spiros Grabstein. Er brachte das Foto mit nach Hause, um den Hinterbliebenen etwas zu hinterlassen. Bei Spiros Sohn, Alexandras Großvater, hängt dieses Bild immer noch an der Wand. Leider ist außer diesem Foto kein Bild von ihm erhalten geblieben. Wir werden versuchen, eine Kopie dieses Fotos zu bekommen.
Weitere Informationen:
E-Mail: geschichtsprojekte [at] foerderverein-inwole.de
Website Geschichtsprojekte: http://www.gedenkerfahrungen.org/
Website Projekt (Serbisch): http://historyfrombelow.org/
Facebook Projekt (Serbisch): https://www.facebook.com/OkamenjenaSecanja
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Das Projekt wurde gefördert durch die Stiftung “Erinnerung, Verantwortung, Zukunft EVZ” und dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (Brandenburg).
Mit tatkräftiger und engagierter Unterstützung des Heimatmuseums Luckenwalde sowie des Straßen-, Grünflächen- und Straßenamtes der Stadt Luckenwalde.
Vielen Dank auch an Sprecher Christian Näthe (http://christiannaethe.de/) sowie Chaos Audio Production Potsdam (https://chaos-audio.de/).